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Der Vollblutaraber - ein Leistungspferd!

Hengst Maamoon Azeem unter Bettina Hoflehner - Foto © TrummerHengst Maamoon Azeem unter Bettina Hoflehner - Foto © Trummer

"Allah nahm eine Hand voll Wüstensand, hauchte darüber und erschuf so das arabische Pferd!"

Diese Überlieferung lässt heute noch jeden, an Arabitis erkrankten Betrachter, einen kleinen Schauer der Ehrfurcht und Bewunderung dieser "Kinder Allahs" über den Rücken laufen. Doch was ist dran, an diesem sagenumwogenen Mythos "Araber"?

Tatsächlich wurde in Zeiten der Kriege und wochenlangen Märschen durch die "Arabia Deserta" (arabische Halbinsel) eine natürliche Auslese getroffen. Der dauernde Kampf um Nahrung und Wasser für Mensch und Tier, bei erbarmungslosen Klimaverhältnissen in der Wüste Innerarabiens, ließ nur die Härtesten und Anspruchlosesten überleben. Um die besten Stämme der Zucht zu erhalten, erachteten es die Beduinen als notwendig, nur einen Hengst wie eine Stute, welche sich als besonders mutig und leistungsbereit erwiesen hatten, zu paaren. Heute nun wissen wir, die Vorzüge dieser Rasse für unsere Zucht, Freizeit Sport und letztendlich Spaß an der Sache, zu nutzen.

Hengst Maamoon Azeem unter Bettina Hoflehner - Foto © TrummerHengst Maamoon Azeem unter Bettina Hoflehner - Foto © TrummerDie meisten Anhänger dieser Rasse findet man im Freizeitreiterbereich. Gerade für das Westernreiten ist der Araber nahezu prädestiniert. Er bringt von Natur aus schon mit, wozu andere Pferde meist erst ausgebildet und erzogen werden müssen. Wegen seines Körperbaues fällt es ihm von vornherein sehr leicht, sich auf der Hinterhand zu tragen und unter dem Reiter sein Gleichgewicht zu finden. Außerdem ermöglicht die größere Beweglichkeit seiner Nackenwirbel ein bequemes Abbiegen, und lässt manchen Betrachter über die natürliche Aufrichtung und Selbsthaltung des Vollblutarabers staunen.

Was das Interieur betrifft, bringen diese Pferde ebenfalls ein Optimum an positiven, reitrelevanten Eigenschaften mit. Besonders das hohe Maß an Intelligenz erleichtert es dem Araber, die Hilfengebung schnell umzusetzen und selbst schwierigste Anforderungen ohne größere Probleme zu verstehen.

Andererseits ist es aber genau diese Intelligenz, welche dazu führt, dass sich ein Araber nie zu etwas zwingen Iäßt. Übermäßiges Treiben von hinten, bei ständigem Verhalten vorne, oder ein stures Einpauken über einen längeren Zeitraum, wird er nicht lange mitmachen und sich seinem Reiter entziehen. Ein abwechslungsreiches Trainingsprogramm mit vielen verschiedenen Eindrücken, wie zum Beispiel Trailarbeit erfordert "geistige Arbeit" für den Araber, was er uns mit Aufmerksamkeit und Willen lohnen wird.

Im Zusammenhang mit der Lernfähigkeit stehen auch Charakter und Temperament des Vollblutarabers. Sein liebenswertes Gemüt und sein Vertrauen dem Menschen gegenüber, kommen ihm in allen Reitweisen zu Gute. Was eine Verbindung zwischen dem Besitzer um seinem Araber zu leisten imstande ist, zeigt folgendes Beispiel:

Im Jahre 1999 erstand Frau Hedi A. (48 Jahre) aus München den 8-jährigen AV Wallach "Sarih" (Sawlagan x Hashima). Sarih war zu diesem Zeitpunkt vollkommen roh, und mit der Erziehung war es auch nicht sehr weit her. Kurz nach dem Kauf des Pferdes, entschied sich H.A., Sarih in Westernberitt zu Bettina Hoflehner nach Österreich zu geben. Nach ein paar Wochen begann H.A., selbst absolute Reitanfängerin damit, regelmäßigen Reitunterricht auf ihrem Sarih bei Bettina H. zu nehmen. Nach einigen Monaten waren H.A. und ihr Wallach sogar schon soweit, die ersten Ausritte zu unternehmen. Sarih verhielt sich seiner Besitzerin immer so, als ob er wüsste, dass er gut auf sie aufpassen muss. Heute nach fünf Jahren "Beziehung" sind die Beiden ein absolut eingespieltes Team. In den Wintermonaten bezieht Sarih immer wieder mal sein Quartier bei Bettina Hoflehner.

Die Leistungen unserer Pferderassen sind in der Regel leicht zu messen. So liegt die Leistung des Englischen Vollblutes zum Beispiel im Rennen, der Quarters (Vertreter der Westernpferde) in der überragenden Meisterung der Westerndisziplinen. Das arabische Pferd erweist sich zwar für alle diese Sparten der Reiterei als geeignet, überzeugt vor allem durch seine Ausdauer im Distanzsport, besticht aber die meisten Pferdefreunde eher durch seinen Typ, seinen Charme und seine Schönheit.

Darin liegt die große Gefahr für die Zukunft dieser Rasse, denn die Vielfalt der Tugenden bleibt dabei oft ungesehen. Jede Leistung, welche der Vollblutaraber erbringt, ist zu begrüßen - schließlich ist er kein Hätschelobjekt, sondern der Nachfahre der legendären Beduinenpferde, welche oft unglaubliche Leistungen vollbracht haben. Man kann diesen Pferden sicherlich keinen größeren Gefallen tun, als sie ihrer eigentlichen Bestimmung als Reitpferde in sinnvoller Weise zu fordern, und damit ihrem Naturel entgegen zu kommen.