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Asilaraber - die Erben der Wüste

6020276 © M.Groger

Der Begriff „asil“ vom arabischen ins deutsche übersetzt bedeutet: rein, echt, edel und unverfälscht.

Dies soll hier keine subjektive Huldigung des Asilarabers sein, sondern eine für jedermann
verständliche Erläuterung der Definition bzw. Entstehung dieser asilen Pferde darstellen.

Ein Asilaraber ist ein Pferd, dessen Abstammung ausschließlich auf die Beduinenzucht der arabischen Halbinsel zurückzuführen ist. Diese Tiere müssen unmittelbar der „Arabia Deserta“ entstammen, das heißt, das Pferd oder dessen Elterntiere müssen im Stutbuch von Saudi-Arabien oder Bahrain nachgewiesen sein, oder in jeder Generation ihres Pedigrees auf die Zucht der „Egyptian Agricultural Organisation (EAO)“, Ägypten, bzw. den von ihr überwachten Privatgestüten zurückgehen.

Der größte Dank für die Erhaltung der reinen Araberrasse gebührt Arabien und Ägypten. Sie besaßen die Quellen dieser Pferde und bildeten somit das Fundament der Asilzucht! Die besten Pferdezüchter und treuesten Hüter der Reinheit des Blutes waren Stämme wie zum Beispiel die Nedschdi, die Wahabiten, die Harb und die Mutari, welche in Innerarabien die Asilzucht fanatisch befolgten, und dadurch die schönsten und leistungsfähigsten Pferde züchteten. Beduinen benutzten nie ein „blutfremdes“ Pferd zur Kreuzung ihrer Rasse, sondern waren stets darauf bedacht, als Vatertiere nur immer Söhne des rein erhaltenden, edelsten Blutes zu verwenden.

Man kann dies als Blutfanatismus bezeichnen, doch hätten Kreuzungsprodukte unter diesen harten Umweltbedingungen keine Überlebenschancen gehabt. Der dauernde Kampf um Nahrung und Wasser für Mensch und Tier mit unsäglichen Strapazen der Wanderungen und Kriegszügen bei erbarmungslosen Klimaverhältnissen in der Wüste Innerarabiens, ließ nur die Härtesten und Anspruchslosesten überleben. Nur diese natürliche Auslese und die durch zusammengeschmolzene Herden hervorgegangene Inzucht, prägt bis heute den Asilaraber.

Die Mehrzahl der ägyptischen Araber gelten als asil, und stammen somit aus dem Ursprungsgebiet, der „Arabia Deserta“, ebenso wie die nicht rein ägyptischen Asil-Araber, welche ihren Weg über Ägypten oder direkt in den Westen nahmen (Davenport, Turfa). Das Ziel der Züchter von asilen Pferden ist es, zur reinen Beduinenzucht zurückzufinden, um das unvorstellbare Potential dieser Rasse zu festigen, um sie erneut zum Bindeglied der arabischen Zucht werden zu lassen, da der klassische Asilaraber auf der arabischen Halbinsel kaum noch anzutreffen ist. Nur der ständige Import von Originaltieren bildete und sicherte die Substanz, das heutige Fundament der Asilzucht!

Um die besten Stämme unvermischt zu erhalten, erachteten es die Beduinen als notwendig nur einen Hengst wie eine Stute reinster Abstammung zu paaren. Sie nutzten lieber einen eher unscheinbaren jedoch kräftigen und mutigen Hengst, welcher keine auffallenden Fehler besaß, als einen bei weitem schöneren, von dessen Ausdauer und Leistung sie nicht überzeugt waren. Inzucht bzw. Linienzucht wurde bei den Beduinen als Notwendigkeit betrachtet, um das Potential an Qualität zu festigen, und mit Selektion die schlechten Anlagen aus der Erbmasse zu entfernen. Durch diese absolute Erbreinheit verfügen diese Pferde über eine enorme Durchschlagskraft in der Vererbung, und stellen somit höchstes Zuchtgut dar, welches sich letztendlich in Härte, Ausdauer, Intelligenz, hoher Fruchtbarkeit, Anspruchslosigkeit, Langlebigkeit und enormen Mut niederschlägt.

Man muß als Betrachter in der Lage sein, die Schönheit dieser Rasse zu ermessen. Die Ohren gespitzt, die Nüstern aufmerksam gebläht , die Augen - sanft und intelligent mit dem rassetypischen Funkeln. Der vollendete Hals entspricht dem Schwung des Schweifes. Der Kehlgang wirkt offen und breit, dient dabei der guten Atemkapazität bei starker Anstrengung. Im Ganzen gesehen wirkt ein Asilarber von guter Qualität geschlossen im Körperbau, nicht besonders groß, jedoch von faszinierender Trockenheit und Harmonie im Gesamten. Hierzu sei jedoch ausdrücklich hinzuweisen, das asile Pferde gegenüber den sogenannten Mischkulturen, nicht immer die Krönung der Araberzucht darstellen. Dennoch ist es unumstritten und wissenschaftlich erwiesen, daß durch die strenge Selektion und Linienzucht der Beduinen, diese Pferde eine Vererbungskraft enthalten, welche in keiner anderen Pferderasse solche Intensität erreicht.

Als Beispiel betrachte man den Original-Araberhengst „Farag“, welcher 1962 im ägyptischen Staatsgestüt El Zahraa geboren, danach in den USA genutzt und schließlich in das ungarische Staatsgestüt Babolna importiert wurde. 1973 erwarb Dr.h.c.W. Georg Olms, Gründer des Asil-Clubs, für sein Hamasa Gestüt den schon zu Lebzeiten legendären Hengst. Alle Kinder und Kindeskinder von Farag weisen sein unbeschreibliches Charisma auf. Er entsprach wohl nicht dem heutigen Schönheitsideal eines Schaupferdes, jedoch strahlte dieser Hengst mit seinen riesigen Augen, seiner Trockenheit und der stolz getragenen Aufrichtung den klassischen Wüstentyp aus. Diese unverkennbare Farag-Marnier gab er all seinen Nachkommen weiter. Nicht zuletzt die besondere Ausstrahlung dieser Wüstenkinder verleiht ihnen in den Augen eines jeden Betrachters einen Hauch des rauhen und doch so faszinierenden Arabiens. Viele dieser asilen Nachkommen Farags, wurden wieder in die arabischen Länder exportiert, um dessen Erbe in den Wurzeln der asilen Pferde dort fortzuführen, wo sie einst entstanden.

Das Leben in der Wüste hat diese Rasse mit einer unvergleichlichen Genügsamkeit ausgestattet, jedoch seine Ausdauer in keinster Weise beeinträchtigt. Es erfordert viele Zeitalter, bis äußere Einflüsse grundlegende Veränderungen hervorbringen können. Wir Züchter und Freunde des asilen Pferdes sind aufgerufen, um diese wertvollen Blutlinien und Eigenschaften durch strenge Selektion zu erhalten und dieses Bestreben der Beduinenzucht weiterzuführen.