Es handelt es sich um einen bakteriellen Infekt der Atemwege, bei dem die Immunabwehr unserer Kaninchen keine Antikörper bildet und ohne unsere Hilfe würde ein lebensbedrohlicher Krankheitsverlauf einsetzen.
Für uns Menschen ist ein Schnupfen ein kleiner Infekt, der zum nasskalten Herbstwetter dazugehört. Für unsere Kaninchen handelt es sich jedoch um eine schwere Erkrankung mit chronischem Verlauf, wenn es sich um den ansteckenden Kaninchenschnupfen handelt. Beim Schnupfen denken wir an einen Virus. Unsere Immunabwehr baut nach einigen Tagen Antikörper auf und drängt die Erkrankung zurück. Wir könnten uns sogar freuen, da diese Antikörper uns für die kommenden Wochen und Monate vor einer weiteren Ansteckung mit dem Virus schützen. Ganz anders ist es bei der Rhinitis contagiosa cuniculi, welche häufig Pasteurellose genannt wird. Hier handelt es sich um einen bakteriellen Infekt der Atemwege. Die Immunabwehr unserer Kaninchen bildet keine Antikörper, ohne unsere Hilfe würde ein lebensbedrohlicher Krankheitsverlauf einsetzen.
Selbst wenn unsere Kaninchen aus eigener Kraft überleben sollten, hätte der bakterielle Befall die Nasennebenhöhlen irreparabel beschädigt. Ein komplettes Abklingen der Krankheitssymptome wäre nicht mehr zu erwarten.
„Die Heilung von Kaninchenschnupfen erfordert Geduld, Fürsorge und das gemeinsame Engagement von Tierarzt und Tierbesitzer.“ Gegen die Bakterienstämme kommt häufig Antibiotika zum Einsatz. Foto: KI generiert
Je früher der ansteckende Kaninchenschnupfen erkannt und behandelt wird, umso wahrscheinlicher ist es, die Symptome zu kurieren. Ob sich das betroffene Kaninchen heilen lässt, ist eine ganz andere Frage. Demnach erklären erfahrene Halter, dass ein einmal betroffenes Kaninchen die Bakterien für immer in sich trägt. Eine Erkrankung kann jederzeit wieder ausbrechen. Schlimmer noch: Jedes Kaninchen aus dem unmittelbaren Bestand ist automatisch infiziert und gilt dann als sogenannter „Schnupfer“.
Zur anderen Seite erklären Tierärzte aus Karlsruhe „Die Heilung von Kaninchenschnupfen erfordert Geduld, Fürsorge und das gemeinsame Engagement von Tierarzt und Tierbesitzer.“ Gegen die Bakterienstämme kommt häufig Antibiotika zum Einsatz. Wenn dieses gut anschlägt und der Bakterienstamm komplett besiegt ist, wäre das Kaninchen eigentlich geheilt. Nur, dass es sich an seinen Mitbewohnern oder seinem Lebensraum direkt wieder selber ansteckt. Es wäre sogar möglich, dass es Hund und Katze infiziert, die jedoch nicht erkranken. Hund und Katze könnten jedoch das Kaninchen erneut anstecken. Schlimmer wäre hingegen, wenn Nagetiere infiziert werden, weil diese auch erkranken können.
Das bedeutet: Den ansteckenden Kaninchenschnupfen zu besiegen, ist sehr schwierig. Infizierte Tiere können dennoch symptomfrei alt werden. Wichtig ist, keine Schnupfer zu gesunden Beständen zu geben und umgekehrt keine gesunden Kaninchen in einen Schnupfer-Bestand zu integrieren.
Wie erkenne ich ansteckenden Kaninchenschnupfen?
Zuerst einmal die gute Nachricht: Es könnte eine harmlose Erkältung sein, die von allein wieder abklingt. Daraus resultiert jedoch ein Problem – wird zuerst abgewartet, ist bereits wertvolle Zeit verschenkt. Wer Bedenken hat, dass sein Kaninchen an einer Rhinitis contagiosa cuniculi oder umgangssprachlich Rhinitis leidet, sollte sein Tier sehr gut beobachten und die prophylaktischen Maßnahmen bereits ergreifen. Denn auch bei einer Erkältung hilft all das bei der Genesung.
Symptome für eine Erkältung sind:
- gelegentliches leichtes Niesen
- leichter, dünnflüssiger und klarer Nasenausfluss
- keine Veränderung der Vitalität, normales Verhalten
Irreführend ist, dass es auch beim Kaninchenschnupfen mit diesen Symptomen losgeht, es wird jedoch sehr schnell schlechter. Dann zeigen sich diese Symptome:
- häufiges schweres Niesen, das akustisch in Husten übergeht
- stärkerer, aber noch flüssiger Nasenausfluss, der nicht mehr klar ist
- später eitrig weiß-gelblicher Nasenausfluss, teils blutig, der das Fell an der Nase verklebt
- Probleme bei der Atmung, die bereits rasselnd und keuchend klingen kann
- Abnahme der Aktivität bis zur kompletten Lethargie
- geringer Appetit und Gewichtsverlust
- in der Schlussphase auch Lungenentzündung und akute Atemnot mit zurückgeworfenem Kopf
Eitriger Nasenausfluss sollte beim Tierarzt abgeklärt werden! Foto: KI generiert
Klassische Unterscheidungs-Symptome zur Erkältung:
Der eiterige Nasenausfluss verklebt nicht alleine das Näschen. Die Kaninchen putzen mit den Vorderpfoten die Nase und reiben die Bakterien in die Augen. Diese werden befallen, sie verkleben und eitern ebenfalls.
In der Anfangsphase ist ganz genau darauf zu achten, wie häufig die Kaninchen niesen, wie der Nasenausfluss beschaffen ist, ob auch die Augen eitrig werden und ob die Kaninchen insgesamt schlaff und abgeschlagen wirken. Immer dann deutet alles auf eine ernstzunehmende Erkrankung hin.
Bereits an dem Tag, an dem eine einfache Erkältung auszuschließen ist, ist ein Termin beim Tierarzt anzuraten.
Es könnten auch die Zähne sein
Der Tränennasenkanal verläuft von den Augen unter den Nasennebenhöhlen zu den Nasenlöchern hinaus. Er verläuft damit zugleich über den offenen Zahnwurzeln des Oberkiefers. Dieser räumliche Abstand ist so gering, dass Bakterien aus den Nasennebenhöhlen die offenen Zahnwurzeln erreichen und zu Abszessen führen können.
Genauso ist es möglich, dass eigentlich ein Zahnproblem vorliegt, welches den Tränennasenkanal verstopft. Zahnfehlstellungen, Entzündungen oder fehlgeleitetes Wachstum können die Ursache sein. Diese Probleme können sogar bis in die Nasennebenhöhlen hineindrücken und strahlen schon zuvor auf diese Region aus.
Auch bei Zahnproblemen darf nicht gewartet werden und das betroffene Kanichen sollte ebenfalls umgehend zum Tierarzt.
Das Ausstrahlen der Erkrankung
Nicht nur die Zähne und Augen, auch die Ohren sind in unmittelbarer Nähe zu den Nasennebenhöhlen. Sind die Augen durch den ansteckenden Kaninchenschnupfen sehr häufig betroffen, so sind die Ohren immerhin häufig betroffen. Gerade Widder sind mit ihren hängenden Ohren besonders anfällig. Halten die Kaninchen bereits den Kopf schief, deutet alles auf einen Bakterienherd an den Innenohren hin.
Genauso können diese Bakterienstämme auch innere Organe befallen und hier zu schweren Komplikationen führen.
Während die Augen beim Putzen schon in der Anfangsphase infiziert werden, sind Zähne und Ohren eher etwas später dran und die Organe noch etwas später. Auch wegen der Gefahr, dass die Bakterien die Atemwege herunterwandern und eine tödlich verlaufende Lungenentzündung auslösen, sollte nie lange abgewartet werden.
Antibiotika richtig anwenden
Jedes Antibiotikum wirkt antibakteriell, es wirkt aber nicht auf jeden Bakterienstamm mit gleicher Intensität. Die Rhinitis contagiosa cuniculi ist eine sehr tückische Erkrankung, da fast immer mehrere unterschiedliche Bakterien hochkommen. Ein wahllos verabreichtes Antibiotikum wirkt häufig nicht. Schlimmer noch, es schwächt die Kaninchen und diese immunisieren sich dagegen. Wenn es irgendwann darauf ankommt, kann es also nicht mehr richtig wirken.
Vor der Verabreichung von Antibiotika soll deswegen das sogenannte Antibiogramm erfolgen. Eine Probe wird im Labor untersucht, um wirksame Antibiotika zu ermitteln. Das Problem: Die eigentlichen Übeltäter sitzen tief in den Nasennebenhöhlen. Ein Abstrich am verklebten Näschen ist wertlos. Es ist wichtig, eine Spülprobe aus der Nase zu entnehmen.
Viele Tierärzte kennen sich damit nicht aus und würden auch an anderen Stellen nicht optimal arbeiten. Wer mit seinen Kaninchen zu einem Tierarzt geht, sollte jemanden wählen, der sich mit Kaninchen gut auskennt. Auch dieser Tierarzt muss erst die Spülprobe entnehmen und die Auswertung abwarten. Wer jedoch rechtzeitig losgeht, kann auf Antibiotika mit Glück noch verzichten, sollte aber mit dem Tierarzt zusammenarbeiten.
Zur Information: Viele ätherische Öle wirken keimtötend, aber nicht jedes ätherische Öl wirkt bei jedem Bakterienstamm gleich. Auch hier kann eine Untersuchung wie mit einem Antibiogramm klären, welche ätherischen Öle den Bakterienstamm besonders effektiv zusetzen.
Alternativen zu Antibiotika
Es gibt pflanzliche Antibiotika, die bei einem frühen Stadium einer Entzündung bereits genügen können. Vorausgesetzt ist, dass auf eine zugfreie und hygienische Haltung geachtet wird und die Ernährung angepasst wird.
Als besonders wirksam erweist sich Angocin, welches in Apotheken rezeptfrei erhältlich ist. Kaninchen erhalten pro kg mehr, als wir Menschen. Pro kg sollen es wenigstens drei bis vier Tabletten über den Tag verteilt sein. Werden diese kurz in Wasser gegeben, löst sich die Schutzschicht und sie schmecken den Tieren wie ein Leckerchen. Nur zuerst ist vielleicht die Gabe in einem anderen Leckerchen nötig.
Pflanzen, die Senfölglycoside enthalten, können Angocin ersetzen oder ergänzend gegeben werden. Es handelt sich beispielsweise um Kresse, Rucola, Meerrettich, Rettich, Blätter der Radieschen, Kapuzinerkresse oder Raps- und Rübengewächse.
Ergänzend hilft Ingwer, die Entzündung zu lindern und den Nasenschleim zu verflüssigen.
Es gibt viele weitere Tipps und Tricks, erfahrene Kaninchenhalter werden einem gewiss weiterhelfen.
Wer einen Schnupfer pflegt und durch eine kritische Phase oder Jahreszeit bringt, sollte schon Monate zuvor die Immunabwehr stärken. Foto Copyright: Heiko Fröhlich
Das Immunsystem unterstützen
Es wird vermutet, dass die Bakterienstämme für ansteckenden Kaninchenschnupfen in einem großen Teil unserer Hauskaninchen schlummern. Die Schmier- und Tröpfchen-Infektion führt aber meistens nicht zur Erkrankung. Vor allem Stress, schlechte Haltungsbedingungen, viele Artgenossen auf wenig Raum, andere Erkrankungen und eine geschwächte Immunabwehr führen zum Ausbruch. Macht ein Bakterienstamm den Weg frei, können auch andere ansetzen.
Wer einen Schnupfer pflegt und durch eine kritische Phase oder Jahreszeit bringt, sollte schon Monate zuvor die Immunabwehr stärken. Es gibt verschiedene Präparate für Kaninchen im Handel. Für Problemfälle empfiehlt sich Zylexis, welches in regelmäßigen Abständen gespritzt wird. Für fittere Schnupfer reicht es häufig, auf gute Haltungsbedingungen und eine besonders gesunde Ernährung zu achten.
Neben den zuvor genannten Pflanzen eignen sich Thymian, Oregano, Kamille, kleine Mengen Efeu, Salbei oder auch Leinpellets.
Auch bereits erkrankte Tiere profitieren, wenn ihrer Immunabwehr auf die Sprünge geholfen wird.
Sofortmaßnahmen für erkrankte Schnupfer
Ist das Näschen verklebt und sitzen die Nasennebenhöhlen zu, kann das Kaninchen nicht mehr frei atmen. Das ist ein sehr großes Problem, da Kaninchen reine Nasenatmer sind und durch den Rachenraum kaum Luft erhalten. Tiere im fortgeschrittenen Stadium atmen unter großem Kraftaufwand durch die Nase und werfen schon den Kopf zurück. Soweit soll es nicht kommen. Solche Kaninchen kämpfen die ganze Zeit gegen das Ersticken und leiden massiv.
Bereits, wenn das Näschen frisch verklebt ist, sollen Gegenmaßnahmen erfolgen. Stress ist pures Gift und gilt als der Hauptauslöser, durch den infizierte Tiere erkranken. Der schonende Umgang mit Kaninchen ist deswegen sehr wichtig. Es kann helfen, das Kaninchen daran zu gewöhnen, in einer nach oben offenen und erhöhten transparenten Kiste zu sitzen. Leckeres Futter lenkt die Tiere ab.
Wasser in einer Schale und ein Kuhtipp helfen, um die Verkrustung zuerst einzuweichen. Das Wasser wird auf diese getupft. Ist die Verkrustung nach einer Minute eingeweicht, kann sie vorsichtig abgewischt werden.
Eine Nasenspülung mit 0,9 % Kochsalz eignet sich, um den Schleim in der Nase zu lösen. Für kleine Zwergkaninchen wären vielleicht 0,5 ml, für schwere Rassen 2 ml in einer Spritze in jede Nasenöffnung zu geben.
Wärme kann helfen, den Schleim zu lösen. Erfahrene Kaninchenhalter empfehlen, den Tieren eine Rotlichtlampe anzubieten. Eventuell wäre auch eine kleine Infrarotlampe geeignet. Das wärmende Licht wirkt dort, wo es auftrifft und soll eine bessere Tiefenwirkung haben.
Inhalieren kann ebenfalls helfen und sogar während der kompletten Akut-Behandlung Wunder bewirken. Es wird eine Kochsalzlösung oder Tee mit Thymian oder Salbei erhitzt beziehungsweise frisch aufgegossen. Das Kaninchen soll in einer verschlossenen Transportkiste sitzen, die Schale kommt davor und ein Handtuch deckt die Kiste mit Schale ab. Zweimal täglich für 5 bis 10 Minuten kann das Kaninchen inhalieren, länger aber nicht.
Auch Kaltvernebler eignen sich. Wenn die Geräte feine Arosole bilden, ist es sogar optimal, weil diese tiefer in die Lunge eindringen.
Was gerne vergessen wird: Die erkrankten Tiere sollen viel Flüssigkeit aufnehmen. Deswegen soll möglichst viel Frischfutter angeboten werden, um indirekt das Trockenfutter zu reduzieren. Es kann zudem helfen, unbehandelte naturtrübe Frucht- und Gemüsesäfte zu verdünnen und parallel zum Wasser anzubieten. Im Ernstfall kann der Tierarzt sogar Infusionen geben.
Schnupfer-Kaninchen benötigen einen sauberen und hygienischen Lebensraum. Foto Copyright: Heiko Fröhlich
Erneute Erkrankung mit Kaninchenschnupfen verhindern
Viele Hauskaninchen sind mit den Haupterregern „Bordetella bronchiseptica“ oder „Pasteurella multocida“ infiziert, ohne zu erkranken. Weitere klassische Bakterienstämme sind Staphylo- und Streptococcen. Es wird sogar ein Zusammenspiel mit Viren diskutiert, da der ansteckende Kaninchenschnupfen nicht abschließend erforscht ist. Als gesichert gelten hingegen klassische Auslöser. Diese sind generell, aber gerade bei Schnupfern zu vermeiden:
Stress: Ortswechsel, ständig neue Mitbewohner, kreischende Kinder, laute Musik, Temperatursprünge, Wetterwechsel, hohe Temperaturen, nasskalte oder trockenwarme Atemluft und einfach alles kann Stress bewirken. Je mehr Stress, umso wahrscheinlicher bricht der schlummernde Kaninchenschnupfen wieder aus. Weniger Stress ist deswegen besser.
Schwaches Immunsystem: Eine gute Immunabwehr ist immer gut und deswegen durch eine gesunde Ernährung zu fördern. Hier kommt es auf die Auswahl der Kräuter und Gemüsearten an, die eine gute Wirkung auf das Immunsystem entfalten.
Haltungsbedingungen: Schnupfer-Kaninchen benötigen einen sauberen und hygienischen Lebensraum. Die Luft soll frisch sein, es soll aber nicht im Raum ziehen. Wer die Kaninchen im Windschatten füttert, kann währenddessen lüften. Auch beim Kaninchenklo ist auf erhöhte Hygiene zu achten. Hier bieten sich Dampfenten an, die mit Heißdampf Schmutz lösen und Keime töten.
Genaue Beobachtung: Wer seine Tiere immer genau beobachtet, kann eine erneute Erkrankung so früh erkennen, dass sie sich mit Fürsorge und Hausmitteln häufig bereits kurieren lässt.
Eine gute Immunabwehr ist immer gut und deswegen durch eine gesunde Ernährung zu fördern. Hier kommt es auf die Auswahl der Artgerechtes Kaninchenfutter: Kräuter und Gemüsearten an, die eine gute Wirkung auf das Immunsystem entfalten. Foto Copyright: Heiko Fröhlich
Text Copyright: Robert Brungert - www.hamster-haltung.de
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