Wachteln sind sensible Wesen, die wie jedes Tier spezielle Ansprüche an ihre Haltung mitbringen.
Oft werden Wachteln an Familien mit Kindern verkauft, die keinerlei Wissen über deren Haltung haben. Mit zweifelhaften Tipps von „… einfach etwas Hühnerfutter geben“ über „… lassen sich im kleinen Kaninchenstall halten …“ wird den Käufern suggeriert, dass Wachteln kaum Ansprüche haben. Doch Wachteln sind mehr als nur die Lieferanten von leckeren Wachteleiern. Wachteln sind sensible Wesen, die wie jedes Tier spezielle Ansprüche an ihre Haltung mitbringen. Oft sind es schon kleine Details wie ein „etwas Sand zum Sandbaden“ oder ein „Versteck aus einigen Tannenzweigen“, die den Wachteln ein viel angenehmeres Leben bescheren.

Selbst im Winter lassen sich Wachteln einfach Halten, wenn man einige Punkte beachtet. Details findet man unter Wachteln im Winter. Wir wollen daher in diesem Artikel auf die Punkte eingehen, die von angehenden Wachtelhaltern beachtet werden sollen ohne aber die Winterdetails zu betrachten.
Wachteln verstehen – die Grundlage artgerechter Haltung
Von Züchtern, die ihre Wachteln in sehr großen Volieren halten, die naturnah eingerichtet wurden, hört man immer wieder, dass die Wachteln dort sogar ihre eigenen Küken ausbrüten und diese erfolgreich aufziehen. Schon dies verdeutlicht, dass die Ansprüche der Wachteln mit einer Haltung im Kaninchenstall nicht gedeckt werden können.
Platzbedarf: Mehr als nur ein paar Quadratmeter
Erschreckend ist die Mindest-Haltungsfläche, die uns einige Tierschutzgesetze für die Wachtelhaltung vorgeben: „Die Mindestfläche für eine Gruppe von sechs Wachteln beträgt 0,5 Quadratmeter.“ Vergessen wird hier allzu oft, dass es sich um die Vorgaben an kommerzielle Wachtelfarmen handelt, bei denen die natürlichen Bedürfnisse und das Wohlbefinden der Wachteln doch meist eine sehr untergeordnete Rolle spielen.
Unsere Empfehlung: Wir sind der Meinung, dass zur Haltung von 5–6 Wachteln eine Grundfläche von 2–4 m² nicht unterschritten werden sollte. Nur bei einer solchen Fläche lassen sich mehrere Verstecke, Ruheplätze und die notwendige Stalleinrichtung unterbringen.
Wachtelhäuser und Verstecke – sichere Orte zum Wohlfühlen
In der Natur halten sich Wachteln instinktiv im Unterholz auf, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Auch wenn unsere Wachteln in Gefangenschaft keine Fressfeinde mehr fürchten müssen, ist dieses „Schutzbedürfnis“ noch tief in ihrem Verhalten verankert. In der artgerechten Wachtelhaltung platziert man zentral im Wachtelstall ein großes Wachtelhaus, das Platz für alle Wachteln bietet. Es sollte neben dem Haupteingang noch einen weiteren Fluchtausgang haben, sodass Wachteln flüchten können, wenn Streitigkeiten in der Gruppe sind. Dieses Wachtelhaus nimmt die Wachtelgruppe dann schnell als gemeinsame Unterkunft an.
Zusätzlich sollte man mehrere kleinere Versteckmöglichkeiten durch kleinere Wachtelhäuser oder einfach aus Naturmaterialien wie Äste, Zweige, Wurzelstücken und Moos bauen. Gerade scheue Wachteln ziehen sich häufiger an etwas abgelegenere Plätze zur Eiablage und zum Nestbau zurück.
Das Sandbad – Wellness und Gefiederpflege für Wachteln
In der Natur wälzen sich Wachteln in Erdkuhlen, um ihr Gefieder zu pflegen und Parasiten und Verschmutzungen loszuwerden. Leider wird diese Notwendigkeit bei vielen Haltern aus Unwissenheit vernachlässigt. Wachteln brauchen auch bei uns in den Ställen die Möglichkeit, ihr Gefieder zu pflegen und zu reinigen!
Ein großes Sandbad, das mit Erde oder feinem Badesand gefüllt ist, gehört daher zur Grundausstattung im Wachtelstall.
Bei der Auswahl sollte man berücksichtigen, dass Wachteln meist zu mehreren gleichzeitig im Sand baden – eine Art der Beziehungspflege in der Wachtelgruppe. Daher sollte der Sandbereich groß genug sein, damit 4–5 Wachteln zusammen sandbaden können.
Ernährung, die dem natürlichen Futterverhalten entspricht
Samen, Insekten und Gräser ernähren die Wachteln in der Natur. In der Hobbyhaltung können wir diese Ernährungsweise aus zwei Gründen nicht erfüllen: Zum einen können wir nicht ausreichend Gräser, Samen und Insekten bereitstellen, um die Wachteln satt zu machen. Zum anderen sind die domestizierten Wachteln so gezüchtet worden, dass sie nicht wie ihre Vorfahren 8 bis 10, sondern bis zu 300 Eier im Jahr produzieren. Daher benötigen die Tiere auch deutlich mehr Energie.
Ein hochwertiges und naturnahes Fertigfutter bildet die Basis der Ernährung. Dieses wird jedoch durch einen großen Anteil an Frischfutter ergänzt. Frische Gräser und Kräuter, Obst und Gemüse, getrocknete und frische Insekten bieten den Wachteln Abwechslung, Beschäftigung und Vitamine zugleich.
Beschäftigung und Abwechslung gegen Langeweile
Selbst wenn unser Wachtelstall recht groß ist, so viel Platz wie ihre natürlichen Vorfahren können wir unseren Schützlingen nicht bieten. Damit keine Langeweile entsteht, die dann schnell zu Unarten wie Federpicken, Zankereien oder Eierfressen führt, können wir unsere Wachteln beschäftigen.
Unsere 3 Tipps, um deine Wachteln zu beschäftigen:
• Tipp 1) Körner in die Einstreu streuen und im Stall verstecken.
• Tipp 2) Eine lecker gefüllte Snackschale einmal täglich anbieten. Das ist gesund, lecker und beschäftigt die Wachteln über lange Zeit.
• Tipp 3) Häufiger Verstecke umgestalten, neue Materialien wie Kartons, unterschiedliche Äste mit Blättern, Früchten usw. einsetzen, um die Wachteln ihren Stall immer neu erkunden zu lassen.
Verbringt man viel Zeit bei seinen Wachteln, bekommt man einen guten Blick dafür, was den Tieren Spaß macht und womit man sie beschäftigen kann.

Verantwortungsvoll handeln – vom Küken bis zur Altwachtel
Wachteln sind kein „Spielzeug“ und auch keine „Kuscheltiere“ für Kinder, doch das müssen die Kinder erst lernen. Die Rolle von uns Eltern ist es dabei, das Bewusstsein zu wecken, die Bedürfnisse der Wachteln zu erkennen und nach diesen zu handeln.
Kinder haben ein großes Talent dazu, den Stall für die Wachteln liebevoll einzurichten, ihnen beim Waldspaziergang die leckersten Kräuter zu sammeln oder ihnen in der Küche gesunde Snacks herzustellen. Doch wir müssen sie dabei begleiten, sie führen und bestärken und fördern. Denn Wachteln sind keine Tiere für Kinder, aber sie sind die perfekten Tiere für die ganze Familie.
Bilder und Autor: Copyright Heiko Fröhlich www.wachteln.net
Heiko Fröhlich pflegt schon seit Jahrzehnten Wachteln und hat die Wachtelhaltung über viele Jahre mit seinem Ratgeber wachteln.net entscheidend geprägt. Sein Fokus liegt immer darauf, Familien für diese tollen Tiere zu begeistern, aber gleichzeitig zu vermitteln, dass Wachteln sensible Tiere sind, deren Ansprüche und Bedürfnisse im Vordergrund stehen sollten.


