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Kouhayla (1988 - 2012)

thumb Kouhayla A166671Kouhayla (Kaisoon x Bint Ghalion) Foto © M.Groger

Die letzte Kaisoon Tochter

Mit Kouhayla starb im Februar 2012 die letzte Tochter des berühmten Elitehengstes Kaisoon. Sie wurde 24 Jahre alt.

Kouhayla? Mancher Leser wird mit Recht fragend die Stirn runzeln. Was zeichnete diese Stute aus, was hinterließ sie aus Züchtersicht? Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Sie hinterließ nur fünf Fohlen, darunter ihre einzige Tochter Mata Salamata (geboren 1993 von Madkour I) und der eingetragene DF Malik Jamil Sohn BO Khalil, geboren 2005.

Mata Salamata brachte in Deutschland nur ihre 2001 geborene Tochter Na Din (v. BKA Il Nero) zur Welt, jahrelang beheimatet im Gestüt Mareesa Arabians bei Berlin, bevorsie in Richtung Frankreich das Land verließ. 2004 kam in England ihre Lohim Tochter Classic Ma´at zur Welt, die kurzweilig Deutschland streifte (Gestüt Murana). BO Khalil fand bislang auch vergleichsweise wenig Einsatz in der Zucht.

Kouhaylas Einfluß? Nicht viel, im Vergleich zu etlichen anderen. Und doch stirbt mit Kouhayla ein Stück deutsche Vollblutarabergeschichte, denn sie war die letzte Kaisoon Tochter.

1988 bei Dr. Helmut Krafka in Berlin geboren, stammte sie mütterlicherseits aus der Bint Ghalion (Ghalion x 19 Kayed von Kayed). Diese Stute war dreimal auf Moniet El Nefous gezogen, dabei zweimal über den berühmten Morafic (Nazeer x Mabrouka). Ihre Stutenlinie jedoch ging über El Aziza (von Gassir) auf Ghazala I (Negma) zurück.

Kouhaylas Vater Kaisoon, dessen Linie Koheilan Rodan sie ihren Namen verdankt, deckte ihre Mutter Bint Ghalion noch mit 29 Jahren! Eine Legende in der deutschen VA-Zucht.

thumb Kouhayla 8210623Kouhayla im August 2010 thumb Kouhayla 8210671Kouhayla - Foto © M.Grogerthumb Kouhayla 8210627Kouhayla - Foto © M.Groger thumb Khalil 4193295BO Khalil (DF Malik Jamil x Kouhayla)thumb Khalil 4193378BO Khalil - Foto © M.Groger thumb Kassim P9300527BO Kassim (DF Malik Jamil x Kouhayla) thumb Kouhaylan 4193482Kouhaylan (El T. Mahfouz x Kouhayla) thumb NaDin C052169Na Din (BKA Il Nero x Mata Salamata)

Kaisoon - das Staatsgeschenk

Seine Geschichte begann 1958 in Ägypten, dreißig Jahre vor Kouhaylas Geburt. Kaisoons Eltern waren berühmt; sein Vater Nazeer (Mansour x Bint Samiha) bedarf keiner näheren Vorstellung. Ohne ihn wäre die Ägypterzucht der letzten Jahrzehnte kaum vorstellbar. Die Mutter Bint Kateefa (Sid Abouhom x Kateefa) war eine typische Vertreterin ihrer Mutterlinie, die auf Rodania (Stamm Koheilan Rodan) zurückgeht. Die Fuchsstute war großrahmig, im deutlichen Rechteck stehend, mit langen Linien ausgezeichnet.

Wahrscheinlich wäre Kaisoon eine züchterische Karriere im ägyptischen Staatsgestüt El Zahraa, seiner Geburtsstätte, beschieden gewesen. Stattdessen ging er Anfang der 1960er als Staatsgeschenk in die Bundesrepublik Deutschland.

Das vierbeinige Geschenk brachte einiges Kopfzerbrechen mit sich. Für Staatsgeschenke gelten gewisse Regeln, diesen edlen Hengst einem Privatzüchter zu übergeben, hielt man staatlicherseits für unangemessen. Darum wurde Kaisoon an den Duisburger Zoo gegeben, wo er auf sozusagen neutralem Boden lebte. Im Zoo gab es zu jener Zeit einen Reitschulbetrieb, in dem Kaisoon als Schulpferd eingesetzt wurde. Zum Glück kam niemand auf die Idee, ihn zu kastrieren!

Stattdessen wurde der Schimmel einer Körkommission vorgestellt und erhielt ein positives Urteil. Mit acht Jahren, 1966, deckte Kaisoon erstmals. Im Gegensatz zu seinen Halbbrüdern väterlicherseits, Hadban Enzahi und Ghazal, brachte Kaisoon durch seine Mutterlinie auch Braune und Füchse. Pigmentprobleme bekam der Hengst erst im hohen Alter.

Nachdem seine Brüder verstorben waren, Ghazal 1972 und Hadban Enzahi folgte 1975, war Kaisoon der einzige Nazeer-Sohn in Deutschland. Damit stand er im Rampenlicht des züchterischen Interesses und überflügelte mit Leichtigkeit seine Halbbrüder, was die Anzahl seiner Nachkommen angeht. Mehr als 500 Fohlen zeugte er, nicht ausschließlich Vollblutaraber. Doch unter den Vollblutaraber deckte er „quer Beet“, ob ägyptisch, polnisch oder gemischte Linien.

Unter seinen vielen gekörten Söhnen stachen Maymoon (a.d. Maymoonah v. Hadban Enzahi) und Hakeel Ibn Kaisoon (a.d. Hania v. Tuhotmos) heraus. Die Stute Om El Arab (v. Alaa El Din) brachte allein drei gekörte Söhne von Kaisoon: Bakil, Chalil und El Karnak. Einer der letzten und schönsten Kaisoon Söhne war Amir Mahabb (a.d. Morasha von Anchor Hill Halim). Kaisoons einflussreichste Tochter war zweifellos Jaszirah (a.d. Jeszikah von Wisznu), die Walter Kochs Gestüt Am Saalegrund prägte und auf die zahlreiche Europa- und National-Champions der 1980er Jahre zurückgehen.

Im September 1987, Monate vor Kouhaylas Geburt, wurde der fast 30-jährige Kaisoon eingeschläfert. Er konnte nicht mehr aufstehen und der Zoodirektor entschloss sich, ihn von seinen Leiden zu erlösen. Mit Kaisoon starb der wahrscheinlich prominenteste Zoobewohner jeder Jahre. So viel Ruhm und Ehre konnte Kouhayla nicht für sich in Anspruch nehmen. Sie verließ, unbeachtet von der Öffentlichkeit, diese Erde. Wollen wir glauben, dass sie im Jenseits zusammen mit ihrem weltberühmten Vater über die immergrünen Weiden galoppieren kann.

Susanne Boesche
Über den Autoren Susanne Boesche
Meiner ersten großen Liebe verdanke ich die Begeisterung für Arabische Pferde. Seine Name? Ghazal - der Fürst der Pferde! Als ich 14 Jahre alt war, bekam ich das faszinierende Buch von Carl-Heinz Dömken geschenkt. Damals verlor ich mein Herz an ...
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