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Hufpflege

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Der Huf muss auch am Ende der Beschlagsperiode noch in einem optimalen Zustand sein.

Die Qualität der Hufe wird, wie vieles, durch die beiden Komponenten Vererbung und Umwelteinflüsse bestimmt. Während die Genetik eine Angelegenheit zwischen Züchter und Evolution ist, hat der Pferdebesitzer auf die Hufumwelt großen Einfluss. Hierbei spielen verschiedene Parameter eine Rolle. Und nur wenn alle Bereiche beachtet werden, kann eine gute Hufbeschaffenheit erlangt werden.

Die Durchblutung der Hufe wirkt sich unmittelbar auf Hornwachstum und Qualität aus.

Um eine gute Durchblutung zu gewährleisten ist viel Bewegung nötig, auch außerhalb des eigentlichen Reitens. Eine artgerechte Haltung mit Paddockbox und Weidegang ist hierzu die Grundlage. Das bedeutet nicht, dass uneingeschränkter Weidegang immer sinnvoll ist, da dies in einigen Fällen eine fehlerhafte Ernährung mit sich bringt.

Die Bodenbeschaffenheit verdient ebenfalls Aufmerksamkeit.

Sinnvoll ist ein Wechsel aus verschieden festen und feuchten Naturböden, sowie künstlich befestigten Böden. Ausschließlich feuchte Böden haben oft einen nachteiligen Einfluss auf die Hufe. Xenophon riet zu einem Auslauf aus runden, nicht zu kleinen Flusskieselsteinen. Dies scheint wirklich einen positiven Einfluss zu haben. Die Pferde und ihre Hufe gewöhnen sich an die punktuelle Belastung und die lockeren Steine ermöglichen sogar ein gewisses Einsinken des Hufes. Diese Bodennachgiebigkeit reduziert unter Umständen die Belastung der Gelenke. Es besteht also die optimale Kombination aus festem und nachgiebigem Boden. Der einzige Nachteil ergibt sich aus einem erhöhten Pflegeaufwand beim abäpfeln.

DSCF2395Foto Copyright Florian Häfner

Die Ernährung ist ein weiterer, wichtiger Faktor.

Hier wird oft vergessen, dass diese nur individuell richtig sein kann. Eine Gruppe unterschiedlicher Pferde, die abgesehen von der Menge das qualitativ gleiche Heu, Stroh, Kraftfutter und Gras bekommt, beinhaltet unweigerlich Individuen mit mangelhafter Hornqualität, eben die Pferde, für die diese Futterkomponenten nicht geeignet sind. Hier lohnt sich die Beratung durch einen Futterexperten. Passt die Nährstoffversorgung grundsätzlich, ist nur in seltenen Fällen ein Zusatzfutter notwendig. Sollten die Hufe in einem so schlechten Zustand sein, dass ein Spezialfutter sinnvoll erscheint, empfiehlt sich die Gabe eines Produktes in dem Biotin enthalten ist. Biotin hat eine nachgewiesene Wirkung auf Hornbeschaffenheit und Wachstum, kann aber, wenn es „pur“ verfüttert wird, vom Pferd kaum aufgeschlossen werden. Im Handel werden einige Produkte angeboten, die Biotin anteilig enthalten und so zusammengestellt sind, dass das Biotin seine Wirkung entfalten kann.

Einer der wichtigsten Punkte ist die Stallhygiene.

Beinahe alle domestizierten Pferde leiden unter fauligen Stellen an den Hufen, vor Allem im Bereich der sogenannten weißen Linie (dieser Bereich ist tatsächlich öfter betroffen als der Strahl!!). Diese Fäulnis entsteht vor allem durch den Kontakt mit Kot und Urin. In den meisten Fällen ist einmaliges Misten am Tag eindeutig zu wenig. Da Erde viel weniger schädlich ist als Mist macht es Sinn die Hufe nach dem Verlassen der Box zu reinigen, um den Mist zu entfernen, die Erde aber bei der Rückkehr von der Weide im Huf zu belassen. (Eingetretene Steine müssen natürlich dennoch entfernt werden). Dieses natürliche Sohlenpolster hat des Weiteren einen ähnlichen Effekt wie eine teure orthopädische Einlage und ist somit ohnehin positiv zu bewerten (außer bei Pferden mit einer extremen Druckempfindlichkeit im Sohlenbereich). In den seltenen Fällen, in denen die Hufe durch stark austrocknende Einstreu zu hart sind,zu hart für den Hufschmied bedeutet nicht zu hart für das Pferd, erhält die Erde, genauso wie eine künstliche Polsterung, eine gewisse Elastizität.

Ein stark diskutierter Aspekt ist das Feuchtigkeitsmanagement der Hufe durch das Wässern und Fetten.

Aktuelle Studien an australischen Brumbies, wildlebende Nachfahren von Hauspferden, haben ergeben, dass der Feuchtigkeitsgehalt in den tieferliegenden Hornschichten bei Pferden mit völlig unterschiedlichen Lebensbedingungen identisch ist, da die Feuchtigkeitsversorgung von Innen nach Außen stattfindet. Das Problem der rissigen Hufe hängt nur teilweise mit Trockenheit zusammen. Die Ursache für sprödes Horn ist beinahe immer oben erwähnte Fäulnis in der weißen Linie. Hierdurch wird die Verbindung zur Hornwand gelockert und das Wandhorn wird instabil. Als Folge hiervon kann es nun tatsächlich nötig sein, das Wandhorn durch Einölen geschmeidig zu halten, aber nur wenn parallel dazu die fauligen Stellen im Huf behandelt werden. Also immer Beides zusammen beachten. Im Handel gibt es hochwertige Öle und spezielle Produkte gegen Fäule, der altbekannte grüne Fetteimer zählt mit Sicherheit nicht dazu. Hieraus ergibt sich auch, dass gezieltes Wässern der Hufe meist kontraproduktiv ist. Der Huf wird auch da nass, wo er ohnehin schon zu feucht ist und trocknet nach dem Wässern stark ab, wird spröde, auch das Fetten nach dem Wässern verschlimmert diese Problematik eher. Da das Problem des zu starken Abtrocknens nach dem Wässern durch Hitze verstärkt wird, hilft man sich in einigen südlichen Ländern, indem man die Hufe vor dem Abwaschen der Pferde einfettet, um nicht zuviel Wasser an den Huf gelangen zu lassen. Ähnlich ist auch der historische Ursprung des Fettens. Da früher Matratzeneinstreu üblich war und man sich den Folgen von intensivem Mistkontakt für die Hufe bewusst war, schützte man sie durch eine Fettschicht(der optische Effekt spielte natürlich auch eine Rolle). Dieser Grund für das Einfetten macht natürlich Sinn, sollte aber bei heutigen Ausmisttechniken keine Diskussion mehr sein dürfen.

Zusammengefasst:

Kein gezieltes Wässern bzw. Schutz des Hufes beim Duschen der Pferde. Fett/Öl nur wenn nötig, eher an das Bekämpfen von Fäule denken. Sollte Strahlfäule bestehen, muss der Strahl mehrmals täglich gereinigt und behandelt werden. Hierzu wird er zuerst gesäubert, dann zieht man ein mit einem Strahlfäulemittel getränktes Stück Mull durch die mittlere Strahlfurche. Danach wird der gesamte Strahl mit dem Mittel eingestrichen, evtl. belässt man ein Stück der Mullbinde als Tamponage in der mittleren Strahlfurche (Vorsicht Druck! Täglich wechseln!).

Abschließend sei bemerkt, dass die beste Pflege durch den Besitzer wenig nützt, wenn dieser die Ausschneide- oder Beschlagintervalle zu lang wählt. Die in Deutschland oft üblichen 8 Wochen sind beinahe immer zu lang, vor Allem bei beschlagenen Pferden!

Als Faustregel gilt: Der Huf muss auch am Ende der Beschlagsperiode noch in einem optimalen Zustand sein. Werden die Hufe optisch schon „lang“ sind sie meist deutlich überfällig.

Text und Fotos:
Florian Häfner - Staatl. geprüfter Hufbeschlagschmied/Huftechniker GdHk
74189 Weinsberg, Mobil: 0171-4726583

www.fh-hufbeschlag.de