Unwissenheit über den MDR1 Status eines Hundes ( auch von Tierärzten ), kann eine Katastrophe für betroffene Hunde bedeuten!
Aus gegebenen Anlass, da man in einer Tierklinik annahm, dass man den MDR1 Status wie einen "Coronatest" lesen muss! Also +/+ wäre betroffen und -/- nicht! Unser Redaktionsassistent Keylam wurde vor einiger Zeit operiert und dafür, wie ein vom MDR1 Gendefekt "betroffener Hund", in Narkose gelegt, obwohl er MDR1 +/+ ( oder MDR1 n/n - also normal und nicht Träger des Gendefekts ) ist. Auf meine Nachfrage warum, sagte man mir, dass Keylam doch genetisch betroffen sei und man dies aus Vorsicht getan hätte. ... Sie hatten seinen MDR1 Status +/+, wie einen Coronatest bewertet. Das ist für einen Australian Shepherd, der, wie Keylam genetisch frei vom MDR1 Gendefekt ist, kein Problem. ABER für einen MDR1 -/- Hund, der also den Gendefekt tatsächlich trägt, also mdr1/mdr1 ist, kann es eine Katastrophe bedeuten. Daher ist es super wichtig, dass Hundebesitzer betroffener Rassen, den MDR1 Status ihres Hundes kennen! Nur MDR1 +/+ oder n/n sind frei vom Gendefekt. Alle anderen sind Genträger, ( MDR1 +/- oder MDR1 +/mdr1 ) oder sogar vom Gendefekt betroffen ( ( MDR1 -/- oder MDR1 mdr1/mdr1 ).
Hier nochmal detaillierter:
Der MDR1-Gendefekt
Der MDR1-Gendefekt (Multidrug-Resitenz Transporter) ist ein Gendefekt, der autosomal rezessiv vererbt wird und betroffene Hunde oder Träger in bestimmten Hunderassen besonders empfindlich auf verschiedene Arzneimittel reagieren lässt, bis hin zum Tod bei MDR1 m/m ( -/- ), da das Medikament die Blut-Hirnschranke durchdringt und das Transportsystem in Leber, Niere, Plazenta und blutbildenden Stammzellen fehlt auch. Wenn der MDR1 Status des Hundes getestet und mit n/n ( n steht für normal ) auch +/+ = frei/ nicht betroffen und bekannt ist oder beide Elternteile frei, also MDR1 n/n ( MDR1 +/+) sind, sind die Hunde / Nachkommen genetisch frei vom Gendefekt. Zuchthunde sollten in jedem Fall aber einen Nachweis, also eigenen Gentest, nachweisen.
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Bei Hunden von betroffenen Hunderassen, bei denen der MDR1 Status nicht bekannt ist, muss immer behandelt werden, als wenn der Hund den MDR1 Gendefekt trägt und beide Allele betroffen sind! Denn ein Hund mit MDR1-Defekt ist neben seiner Empfindlichkeit gegenüber Wurmkuren auch immer ein Risikopatient bei Narkosen, Epilepsie oder Tumormedikamenten.
Djuke und Leilani - MDR1 n/n ( n = normal /frei ) auch MDR1 +/+
Betroffenen Hunderassen:
Australian Shepherd, Bobtail, Border Collie, Collie (Kurzhaar / Langhaar), Deutscher Schäferhund, Elo, McNab , Miniature American Shepherd, Shetland Sheepdog (Sheltie) , Silken Windhound, Silken Windsprite (Langhaar-Whippet), Weißer Schweizer Schäferhund, Wäller.
1. MDR1 n/n ( n = normal /frei ) auch MDR1 +/+ ( +/+ beide Allele normal, der Hund ist NICHT betroffen, Hund trägt den Gendefekt NICHT / ist frei vom MDR1-Gendefekt ) Normal (n/n) oder MDR1 +/+: Ein Hund, der zwei normale Allele erbt (eines von der Mutter und eines vom Vater), hat kein mutiertes MDR1-Gen und ist nicht von dem Defekt betroffen. Der Hund ist MDR1 +/+ ( bedeutet: homozygot negativ - der Hund ist NICHT betroffen!!! )
2. MDR1 n/m ( m = mutiert ) auch MDR1 +/- ( +/- = 1 Allel normal, 1 Allel betroffen, Hund ist Träger des Gendefekts ) Träger (n/m) oder MDR1 +/-: Ein Hund, der ein normales und ein mutiertes Allel erbt, ist ein Träger des Defekts. Obwohl Träger in der Regel nicht die gleiche Sensitivität gegenüber Medikamenten zeigen wie betroffene Hunde, besteht das Risiko, dass sie den Defekt an ihre Nachkommen weitergeben.
3. MDR1 m/m ( m = mutiert ) auch MDR1 -/- ( -/- beide Allele sind betroffen, Hund ist betroffen und hat den MDR1-Gendefekts ) Betroffen (m/m) oder MDR1 -/-: Ein Hund, der zwei mutierte Allele erbt, ist vom MDR1-Gendefekt betroffen und hat ein erhöhtes Risiko für Vergiftungserscheinungen bei Exposition gegenüber bestimmten Medikamenten. Der Hund ist MDR1 -/- ( bedeutet: homozygot positiv - der Hund ist betroffen!!! ) Ein funktionsfähiges MDR1- Transportsystem fehlt in der Blut-Hirn-Schranke sowie in Leber, Niere, Plazenta und blutbildenden Stammzellen. Der Defekt wurde von beiden Elternteilen vererbt und wird sicher weitervererbt.
Quelle u.a. TiHo Hannover
Keylam - MDR1 n/n ( n = normal /frei ) auch MDR1 +/+
Text: Kerstin Schröter
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