Schauen Sie Ihrer Hündin ins Gesicht und überlegen Sie gut was Sie vorhaben!
Hallo Sie, dort am anderen Ende Ihrer Leine, ist das eine Hündin? Ja?! Ein prächtiges Tier ist das! So eine tolle Hündin, dass Sie gerne wenigstens einmal Welpen von ihr hätten?! Haben sie denn Papiere von ihrer Süßen? So!? Das ist Ihnen nicht so wichtig? Sie ist ja trotzdem ein wundervoller und hübscher Hund und deshalb möchten Sie unbedingt einmal Welpen haben. „Die gehen doch weg wie warme Semmeln!", denken Sie?!
"Die werden von der Mutter gesäugt, spielen süß miteinander und ehe man sich versieht, sind die 8 Wochen rum und die Käufer stehen Schlange!" Das denken Sie?! Aber Sie wissen doch überhaupt nichts über die Eltern, Großeltern und Ur-Großeltern Ihrer Hündin. Durch die fehlenden Papiere, gibt es ja keine Aufzeichnungen darüber. Es könnte sein, dass die Uroma gestromte Beine hatte. Das wäre noch das geringste Übel. Jaja, die Optik ist ihnen nicht so wichtig und diese überzüchteten Köter aus den Verbänden, sind eh überbewertet. Ja, das deuteten sie bereits an.
Aber was, wenn der Uropa einen massiven Zahnfehler hatte? Vielleicht war auch die Oma überängstlich und scheu oder der Opa sehr aggressiv und bissig! Der Vater könnte HD, eine vererbbar kranke Hüfte, gehabt haben. Oder ED oder OCD, einen kranken Ellenbogen oder Schulter. Es könnte auch sein, dass beide Eltern an DM (Degenerative Myelopathie) erkrankt waren oder schwere Herzfehler vorlagen. Eventuell hatte die Mutter eine endogene Augenkrankheit oder sogar Epilepsie in ihren Genen! Das sind alles Erbkrankheiten, die sie erstmal nicht sehen!
Nun stellen Sie sich vor, Sie lassen Ihre Hündin von einem Rüden decken, dessen Vorfahren vielleicht auch etliche kranke Gene an ihn weiter gegeben haben. Können Sie sich nun vorstellen, was diese Welpen alles für Krankheiten haben können? Vielleicht bekommt Ihre Hündin „nur" 8 Welpen, aber diese sind dann krank! Sie nehmen nicht gut zu, sehen vielleicht gar nicht wie ihre Hündin aus, sind blind oder bekommen keine Zähnchen! Oder haben sogar offene Rücken oder gar keine Augäpfel!
Da kauft Ihnen niemand einen von ab! Und wenn doch, dann haben Sie ständig die Leute auf der Matte stehen, die sich beschweren, von Ihnen die Tierarzt-Kosten erstattet haben wollen oder den Hund gar zurückgeben möchten! Dann sitzen Sie auf mehreren Welpen. Die wenigstens jeweils 4 – 5 x täglich fressen wollen, jeder 5 – 10 x täglich ihr Häufchen machen werden, unzählige Male pinkeln, kläffen, spielen, toben, alles Kaputtbeißen und und und! Haben Sie dafür Platz, Zeit und das Geld? (Natürlich kann es auch sein, dass zufälligerweise die Welpen alle gesund sind – aber davon können sie NIE ausgehen!)
Haben sie sich überhaupt schon Gedanken gemacht, was das alles kostet? Vielleicht gibt es Komplikationen und ein Kaiserschnitt ist nötig. Die Hündin könnte bei der Geburt sterben, eine Infektion bekommen. Vielleicht muss der Tierarzt alle 2 Tage kommen. Eventuell bekommt der ganze Wurf eine Darminfektion. Es kann alles gut gehen, aber was ist, wenn nicht? Selbst bei erfahrenen Züchtern gibt es schon mal komplizierte Würfe mit Kaiserschnitt und immens hohen Tierarzt-Kosten. Wüssten sie damit umzugehen?
Eine trächtige Hündin braucht besonderes artgerechtes Futter, eine Wurfkiste, sie muss regelmäßig geimpft und entwurmt sein. Eine Geburt ist nicht immer schön anzusehen: Blut, Schleim, Fruchtwasser. Die Hündin hat tagelang Ausfluss, muss gut sauber gehalten werden. Die Wurfkiste muss groß und hoch genug sein, abwaschbar und meist muss man stündlich die Decken wechseln. Da kommt Wäsche zusammen wie bei einer Großfamilie. Manche Hündinnen sind ein wenig "tollpatschig", legen sich auf die Welpen oder treten drauf. Da muss man ständig dabei sein. Manche dicken Welpen drängen die Kleineren weg. Die Kleinen müssen dann andauernd von Hand an der besten Zitze angelegt werden, damit sie in der Entwicklung nicht zurückbleiben. Manche Welpen haben Probleme beim Trinken. Die Zitzen sind zu groß oder dem Welpen fehlt der Saugimpuls. Dann muss man komplett mit der Hand aufziehen und per Hand füttern und manch so ein kleiner Wurm überlebt dies alles nicht.
Ab der 3. bis 4. Woche fressen die Welpen selber Futter. Das ist eine Riesensauerei, wenn die Welpen jede Mahlzeit mit ihren Pfötchen im Babybrei rummatschen. Die Welpen müssen regelmäßig entwurmt werden und mindestens 1 x vom Tierarzt geimpft werden und viele Rasse auch vom Spezialisten Augenuntersucht sein. Wie weit wohnt Ihr Tierarzt denn weg? Kann dieser im Notfall schnell kommen?
Wenn die Welpen 4- 5 Wochen alt sind, geht's erst so richtig los. Sie brauchen jede Menge Platz. Abgetrennt oder eingezäunt und sicher, warm, trocken und sauber, muss er sein.
Sie müssen die Welpen sozialisieren, das heißt an alle Geräusche und Gegenstände des Alltags gewöhnen, sonst werden die Kleinen immer scheu und ängstlich bleiben!
Welpen aufziehen ist so viel Arbeit. 24 Stunden rund um die Uhr – und das für mindestens 8 Wochen! Trauen Sie sich das zu? Haben Sie dafür Platz, Zeit und das Geld?
Sie können den zukünftigen Besitzern nicht sagen, dass die Vorfahren der Welpen gesunde Hunde waren, da Sie ja keinerlei Gesundheitsnachweise haben. Was machen Sie, wenn alle Interessenten sagen: „Nö! So einen Vermehrerhund möchten wir dann doch nicht!"
Erkranken die Welpen dann tatsächlich an erblichen Krankheiten, müssen Sie dafür gerade stehen - finanziell natürlich auch! Sie müssen eine Menge Geld investieren und haben ein sehr hohes Risiko. Sollte man nicht die größtmögliche Verantwortung tragen, wenn man unschuldige, lebende Wesen in die Welt setzen (lassen) will ?
Wie würden Sie sich fühlen, wenn Ihr Wurf Welpen schwer erkrankt und die armen Tiere ihr kurzes Leben lang Schmerzen haben? Schauen Sie Ihrer Hündin ins Gesicht und überlegen Sie gut was Sie vorhaben oder hatten! Schauen Sie nun in den Spiegel und fragen sich: „Möchte ich verantwortlich sein für noch mehr Hunde-Elend?" Die Tierheime sind voll, von Hunden, die mal Welpen von Menschen waren, die dachten wie Sie.
Und sagen Sie jetzt nicht: „Aber einmal im Leben Welpen haben ist doch gut für die Hündin!" So ist es eben nicht! Das ist ein festsitzendes Ammenmärchen in Köpfen, die nicht denken!
Hier finden Sie den Beitrag als PDF.
Hundezucht gehört immer nur in verantwortungsbewusste und erfahrene Züchterhände! Informationen zu verantwortungsvoller Hundezucht, guten und erfahrenen Züchtern und Rassebeschreibungen finden Sie unter: www.vdh.de
Eine Checkliste zum sicheren Hundekauf finden Sie hier
Text: tierspiegel.de – Lisa P. Schröter
Foto: Copyright Dominika Zielinski - www.pixelio.de
Fotos: Copyright: Privat/ tierspiegel.de