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Gesunde Ernährung - Wie füttere ich Pferde eigentlich "richtig"?

1 Aufmacher

Hafer und Heu? Ja klar! Und was sonst noch?

Wie füttere ich eigentlich "richtig" Für Pferdehalter ohne Zweifel eine Kardinalfrage. Optimale Fütterungen sind eine wichtige Voraussetzung, Pferde gesund und munter zu erhalten. Vielen Pferdehaltern ist das Thema ‚Pferdefütterung’ zwar kein Buch mit acht Siegeln, aber in der kompletten Bandbreite relativ undurchschaubar oder mit Wissensdefiziten behaftet. Hinzu kommt, dass die Sache kompliziert wird, weil man immer mehr über Fütterung von Pferden und Ponys liest. Außerdem sind reichlich Produkte und Futtersorten im Angebot des Fachhandels. Das Labyrinth wird darum undurchdringlich.

An natürlicher Lebensweise orientieren

Will man eine ‚richtige’ Pferdefütterung sicher stellen, ist es immer von Vorteil, sich an der natürlichen Lebensweise der Pferde zu orientieren. Dieses allerdings stets unter dem Blickpunkt, dass die moderne Pferdehaltung nicht mehr in grauer Vorzeit, sondern im zwanzigsten Jahrhundert und oft auch in Ballungsräumen stattfindet.

1 Aufmacher MöhrePferde mögen persönliche Zuwendungen und abwechslungsreiche Kost. Foto: H. Wienkamp

Fangen wir also ganz vorne an: Traditionell ist der Hafer bei uns immer noch das Kraftfutter für Pferde. Die Gründe liegen einfach in der "Verwendbarkeit" der Getreide. Weizen, Roggen und auch Gerste wurden und werden für andere, "menschenbedürftige" Zwecke verwendet.

Andre Länder, andre Sitten

In anderen Gegenden der Welt werden die Pferde auch heute noch mit anderem Getreide als mit Hafer gefüttert. Zum Teil gibt es in diesen Gebieten keinen Hafer, in anderen Fällen ist der Hafer dort zu wertvoll, um an Pferde verfüttert zu werden. Ein sehr beliebtes Getreide für Pferde ist dann die Gerste. Aber auch Hirse wird in vielen südlichen Gegenden der Welt an Pferde verfüttert. In den USA, wo Mais in großen Mengen angebaut wird, hat sich dieser Mais zu einem beliebten Pferdefutter entwickelt.

 

Faustregel

Grundsätzlich ist es unerheblich, welches Getreide dem Pferd gegeben wird. Es muss allerdings der unterschiedliche Nährwert der Getreide berücksichtigt werden.

  • Von der Gerste muss das Pferd etwas mehr erhalten als vom Hafer.
  • Der Mais ist in vielen Inhaltsstoffen höher anzusetzen als der Hafer.

Grundnahrungsmittel Heu

Bevor wir es hier unterschlagen, weil man es als zu selbstverständlich ansieht: Grundnahrungsmittel Nummer eins ist das Heu. Hier ist es wichtig, auf die Qualität zu achten. Beim Heu gilt wie beim Hafer: Es muss gut aussehen, gut riechen, natürlich trocken sein und keine Schimmelstellen aufweisen. Bei der Lagerung werden Hafer und Heu allerdings nicht konserviert. Das heißt, beide Nahrungsmittel verlieren mit der Zeit an Qualität. Weil das so ist, hat sich seit langem durchgesetzt, den Pferden neben Hafer und Heu mindestens noch ein Mineralfutter zu verabreichen. So wird der Mangel, den Hafer und Heu während der längsten Zeit des Jahres aufweisen, ausgeglichen.

 

Leinsamen in der Pferdefütterung

Leinsamen gilt in der Pferdefütterung als ein wertvolles diätisches Futtermittel. Aufgrund seiner Fettbestsandteile wirkt er leicht abführend und reguliert die Verdauung. Zweckmäßig ist es, den Leinsamen grundsätzlich abgekocht zu verabreichen. Er wird dafür, - etwa ein bis zwei Handvoll je Pferd - am Tage der Verfütterung eingeweicht, bis er quillt. Am nächsten Tag wird er in etwa einem Liter Wasser aufgekocht und in einem Eimer mit gequetschtem Hafer und Weizenkleie vermengt, gut durchgerührt, abgekühlt und als so genannter "Mash" verfüttert. Der Mash ist eine vorzügliche Ergänzung zum Hafer und hat sich auch als Futtermittel für im Wachstum befindliche junge Pferde sowie für tragende beziehungsweise säugende Stuten bestens bewährt.

2 SaftfutterSaftfutter gehört zur gesunden Ernährungsgrundlage. Foto: H. WienkampSaftfutter

Abwechslung und Appetitanregung bringen Saftfuttermittel wie Futterrüben in die Ration. Als Höchstmenge gelten sechs bis acht Kilogramm pro Pferd und Tag (Zuckerrüben fünf Kilogramm), wobei auf die Säuberung der Rüben großer Wert gelegt werden sollte. Der Hauptwert der Möhren liegt in ihrem Karotingehalt. Zwei bis zweieinhalb Kilogramm pro Tag decken den Karotinbedarf eines 500 bis 600 Kilogramm schweren Pferdes. Ebenfalls als Karotinträger gelten Luzernegrünmehlpellets. Wegen der fein vermahlenden Strukturen sollten Mengen von einem Kilogramm pro Tag nicht überschritten werden.

3 SpezialmischungenMit wohl dosierten Spezialmischungen sind vor allem sportlich geforderte oder kranke Pferde gut versorgt. Foto: H. Wienkamp

Mais-Silage

Grundsätzlich geeignet ist auch die Mais-Silage. Der Anbau von Silomais lohnt sich allerdings erst bei größeren Pferdebeständen oder in Kombination mit einer Rinderhaltung. Mais-Silage hat im Vergleich zu Gras-Silage mehr Energie, aber viel weniger Eiweiß, Mineralstoffe und Vitamine.

Grundregeln

Die verschiedensten Futtermittel lassen sich kombinieren und ohne Nachteil in der Pferdefütterung einsetzen, wenn die Besonderheiten des Verdauungssystems beim Pferd beachtet werden: Ein kleiner Magen, ein insgesamt empfindliches Magen-Darm-System, Rohfaserabbau in den großen und kleinen Darmabschnitten.

Resultierend aus diesen Erkenntnissen und Gegebenheiten werden die Grundregeln der Pferdefütterung abgeleitet:

Mehrmals täglich kleine Mengen füttern, bei Kraftfuttergaben über fünf Kilogramm drei Mahlzeiten einrichten, kein plötzlicher Futterwechsel, sondern langsame Übergänge.

4 HeuGrundnahrungsmittel Nr. 1 für Pferde ist das Heu. Foto: H. Wienkamp

 

 

Desweiteren: Nur beste Futterqualitäten, Ruhezeit nach der Fütterung, bei reichlicher Fütterung auch reichlich Bewegung. Dann: Wenn Pferde Leistungen erbringen mussten, ausgewogene Rationen aus Eiweiß, Rohfaser und Mineralstoffen verabreichen mit einem Mindestraufutteranteil von vier Kilogramm pro Tag und ausreichender Wasserversorgung, also bei einem Großpferd mindestens 40 bis 50 Liter pro Tag.

Als Dessert oft unterschätzt, aber wichtig: Der Salzleckstein für Stall, Paddock und Weide.

 

 

 

Auf längere Sicht gesehen sollte auch außerhalb des Stalles ein gesunder Ernährungsmix nicht fehlen.

 

Text: Kerstin Schröter

Textquelle und Fotos mit der freundlichen Genehmigung des Fachredakteurs Heiner Wienkamp

Kerstin Schröter
Über den Autoren Kerstin Schröter
Bereits während meines Studiums fürs Höhere Lehramt für Gymnasien, LG Biologie/Sport, an der Universität in Hannover, fing ich mit der Arbeit für Werbeagenturen und Tiermagazine an. Ich habe also das Glück, in meinem Hobbybereich zu arbeiten, ...
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