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Grundschule für Hunde Teil 1

1 Platz01Grundschule für Hunde Teil 1 - Foto © Björn Eickhoff

In dieser Serie zur Grundschule für Hunde, möchte ich Ihnen die wirklich wichtigsten Hörzeichen vermitteln, die Ihr Hund beherrschen sollte, damit Sie ihn gut steuern können. Denn ein gut zu lenkender Hund, ist angenehmer zu führen und leichter zu kontrollieren.

 

Aufbau eines Hörzeichens

Aber lassen Sie uns noch einmal schauen, wie man ein Hörzeichen vernünftig aufbauen sollte. Der erste Schritt ist der, dass wir den Hund erst einmal mit Leckerchen oder einem anderen Motivator dahin locken, wo wir ihn haben wollen. Dies wird einige Zeit geübt.

Im nächsten Schritt machen wir uns zu nutze, dass der Hund auf unsere Körpersprache achtet, indem wir ein Sichtzeichen einführen. Die meisten Hunde lernen ein Sichtzeichen schneller als ein Hörzeichen.

Nachdem wir auch das eine Zeit lang geübt haben, führen wir das Hörzeichen ein. Achten Sie darauf, dass Sie das Hörzeichen nur einmal geben. Wenn Sie das Hörzeichen zu oft wiederholen, bis Ihr Hund ihm nachkommt, wird es für den Hund belanglos. Ein Hund, der auf ein solches Hörzeichen nicht achtet, ist nicht mehr steuerbar.

Kommt der Hund dem Hörzeichen auch gut nach, beginnen wir, die Leckerchen variabel zu geben. Das heißt, dass der Hund nicht nach jedem richtig nachgekommenen Hörzeichen ein Leckerchen bekommt, sondern z.B. nach dem dritten, dann nach dem fünften und dann nach dem zweiten Mal.

Klappt auch das sehr gut, können wir langsam die Leckerchen ausschleichen. Das heißt aber nicht, dass der Hund nicht mehr belohnt werden soll. Natürlich sollte er weiterhin für seinen Gehorsam und seine Aufmerksamkeit gelobt werden. Ab und an kann er auch weiterhin ein Leckerchen bekommen.

4 KommKomm - Foto © Björn Eickhoff

Komm oder Hier

Für mich ist der Rückruf des Hundes das elementarste Hörzeichen in der Hundeerziehung. Dieses Hörzeichen muss unter allen Umständen klappen! Doch leider sehe ich in vielen Hundeauslaufgebieten das genaue Gegenteil. Da wird gerufen und geschrien oder das Hörzeichen unzählige Male wiederholt, ohne dass der Hund auch nur im Entferntesten darauf reagiert.

Die Wichtigkeit und die Schwierigkeit dieses Hörzeichen umzusetzen, haben die gleichen Ursachen! Der Hund ist nicht im direkten Einwirkungsbereich (z. B. Leine) seines Menschen. Er ist im Freilauf und kann voll und ganz Hund sein. Das soll auch so sein! Nun verändert sich die Situation, weil beispielsweise ein Auto sich nähert, und der Mensch ruft seinen Hund aus einem Gefahrenbereich zurück zu sich. Dort, wo sich der Hund gerade befindet, riecht es für diesen aber wunderbar toll und eigentlich hat der Hund gar keine Lust, seine Nase da jetzt raus zu halten.

Da der Hund sich ja nicht im Einwirkungsbereich seines Menschen befindet, entscheidet er, ob er kommt oder eben nicht. Weiß er aber, dass sein Mensch wunderbare Leckerchen oder sein Lieblingsspielzeug dabei hat, ist die Motivation schon wesentlich höher, sich zu ihm zu bewegen.

Das Schwierige an diesem Hörzeichen ist, dass sich der Hund unserer Einwirkung entziehen kann. Ähnlich wie bei den Hörzeichen „Bleib" und „Warte" sind wir ein ziemliches Stück weit weg vom Hund und versuchen aus der Ferne ein Hörzeichen umzusetzen.

Aufbau der Hörzeichen KOMM oder HIER

Wie ich bei der Welpenerziehung schon gezeigt habe, bewegen wir uns im Haus vom Hund weg in eine Zimmerecke mit einer Tüte, die Leckerchen enthält. Dort fangen wir an mit der Tüte zu knistern und den Hund mit der Stimme zu uns hin zu locken. Hier lernt der Hund, dass es supertoll bei uns ist.

Natürlich geht dies in ähnlicher Weise auch, wenn wir mit dem Hund nach draußen gehen. Vorsichtshalber sollte er dort nicht komplett in den Freilauf gehen, sondern eine leichte Nylon-Schleppleine von 10 m Länge am Halsband hinter sich her ziehen. So haben Sie die Möglichkeit im Notfall auf den Hund einwirken zu können.

Wenn sich der Hund nun einige Meter von uns weg bewegt hat, sprechen wir ihn mit seinem Namen an und locken ihn zu uns. Wenn er kommt, wird er belohnt. Hier kann unsere eigene Stimme sehr hilfreich sein. Auf hohe Töne reagieren die meisten Hunde sehr gut. Es gibt Hunde, die man über Stimme noch besser motivieren kann, als über Leckerchen. Dabei müssen wir meist keine ganzen Worte bilden, sondern langezogene ui-, oi- oder oh-Laute sind da sehr hilfreich.

Verstärkend können wir uns auch noch von dem Hund abwenden, in die Hocke gehen, auf die Oberschenkel klopfen und wiederum den Hund mit der Stimme locken. So ahmen wir eine Spielaufforderung nach und die meisten Hunde reagieren darauf.

Kommt unser Hund schon ganz zuverlässig, führen wir das Hörzeichen ein. Gerade hier ist darauf zu achten, dass wir unseren Hund erst mit seinem Namen ansprechen, dann eine merkliche Pause einführen und dann das Hörzeichen nutzen. „Benny ... Komm" und nicht „Bennykomm"! Reagiert der Hund darauf, wird er ausgiebig belohnt.

Es kann immer wieder im Training vorkommen, dass unser Hund zu beschäftigt ist und auf unser „Komm" nicht reagiert. Verfallen Sie da nicht in die ständige Wiederholung des Hörzeichens. Wir rufen einmal „Komm" und wenn unser Hund nicht reagiert, nehmen wir die Beine in die Hand und verstecken uns hinter dem nächst besten Objekt. Die meisten Hunde kommen dann!

2 SitzSitz - Foto © Björn Eickhoff

Sitz

Neben dem Hörzeichen „Komm" halte ich das Hörzeichen „Sitz" für eins der Wichtigsten. „Sitz" ist immer dann gut, wenn sich der Hund ein wenig herunter fahren soll. Sein Bewegungsdrang wird so gestoppt und er kann sich wieder auf seinen Menschen konzentrieren.

Gut geeignet ist das Hörzeichen, wenn wir die Straße überqueren wollen. Da wir uns auf den zu kreuzenden Autoverkehr konzentrieren müssen, soll unser Hund schön brav neben uns sitzen und nicht herumzappeln. Auch wenn uns an einer engen Wegstelle Fußgänger entgegen kommen, können wir den Hund absitzen und die Spaziergänger an uns vorbei laufen lassen.

Aufbau des Hörzeichens SITZ

Hier können wir direkt schon mit dem Sichtzeichen anfangen. In der Regel nutzt man den erhobenen Zeigefinger. Wenn Sie das Leckerchen zwischen Daumen und Ringfinger nehmen, können Sie nun den Zeigefinger aufrichten.

Gleichzeitig locken wir den Hund in die "Sitzposition". Dies geschieht, indem wir das Leckerchen über den Kopf des Hundes führen. Wir machen uns dabei die anatomische Gegebenheit zu nutze, dass, wenn der Kopf des Hundes dem Leckerchen nach oben folgt, sich automatisch das Hinterteil des Hundes auf den Boden setzt.

Sobald das Hinterteil des Hundes den Boden berührt, bekommt er das Leckerchen und wird ausgiebig belohnt. Dies wird jetzt eigentlich so lange wiederholt, bis sich auf das Erscheinen des Zeigefingers der Hund automatisch setzt. Das Hörzeichen können Sie meist schon nach einigen Übungsdurchläufen integrieren.

3 PlatzPlatz - Foto © Björn Eickhoff

Platz

Das Hörzeichen kann durchaus in den gleichen Situationen genutzt werden wie "Sitz". Der Hund braucht meist länger bis er wirklich am Boden liegt, daher sollte Sie dort, wo es mal schnell gehen soll, doch darauf verzichten.

Aufbau des Hörzeichens PLATZ

Aus der „Sitz"-Position können Sie „Platz" recht einfach entwickeln. Nehmen sie ein Leckerchen zwischen Daumen und der Handinnenfläche. Zeigen Sie ihrem Hund das Leckerchen und führen Sie die Handinnenfläche parallel zum Boden nach unten. Ihr Hund müsste nun eigentlich versuchen, dem Leckerchen zu folgen. Wenn er sich in der „Platz"-Position befindet, wird er belobt und bekommt das Leckerchen. Auch hier können Sie das Hörzeichen relativ schnell einführen.

Im Teil 2 der Grundschule für Hunde werde ich Ihnen noch weitere Hörzeichen und deren Durchführung erläutern.

Verwendete Literatur: Die Hundegrundschule, McConnel/Moore, Kynos-Verlag, ISBN 978-3-938071-49-6

Björn Eickhoff
Über den Autoren Björn Eickhoff
Im Jahr 2005 beendete Björn Eickhoff seine Ausbildung zum Tierpsychologe (ATN) für Hund und Katze und eröffnete seine eigene Praxis als Tierverhaltensberater in Wuppertal. Dort spezialisierte er sich komplett auf die Lösung von Verhaltensprobleme ...
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