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Wohnen mit Katzen - von Katzenpsychologin Dr. Tjalda Saathoff

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So wird es richtig gemütlich

Wohnst Du noch oder lebst Du schon? Dies soll keine Reklame werden, aber die schwedischen Wohnexperten machten einen Test, aus dem Katzenhalter viel lernen können. In einer ihrer englischen Filialen ließen sie 100 Katzen frei, um zu sehen, wohin sie gehen und welche Möbel sie glücklich machen. Ergebnis: Was eine Katze gut findet, lässt sich nicht vorhersagen. Die eine schlief in der Küchenschublade, eine andere wählte das Sofa und wieder eine andere war völlig fasziniert von Pappkartons. Katzen haben eben einen sehr individuellen Geschmack.


Trotzdem gibt es ein paar Wohnideen, von denen alle Katzen begeistert sind.

Jede Katze braucht ein „Heim erster Ordnung". Das ist der Platz, an dem sie schläft, ruht und frisst. Ein Revier also, das nur ihr gehört und an dem sie ihre Ruhe vor Artgenossen und auch vor uns Menschen hat. Bei einer Katze, die nur im Haus lebt, ist es die Wohnung. Muss sie diese mit anderen Katzen teilen, so braucht sie mindestens einen Ruheplatz (z. B. die Fensterbank, einen Korb oder einen Sessel), den sie als persönliches Eigentum betrachtet und gegebenenfalls verteidigt.P1060360 kopie

Für die Freigängerin kommt dazu ein unterschiedlich großes Streifgebiet mit regelmäßig besuchten Orten, die durch ein Netz festgelegter Wege verbunden sind. Für die Wohnungskatze sind es die Räume, die wir ihr zur Verfügung stellen. Es sollten mindestens zwei Räume ohne Tabuzonen sein, wenn wir überhaupt eine Katze halten wollen. Katzenhaltung in Einzimmer-Apartments wird schnell zur Tierquälerei, weil es kaum gelingt, einen gleichwertigen Ersatz für die Freiheit in einem großen Revier zu bieten.

Jede Katze braucht einen festen Essplatz, der immer frei zugänglich ist und an dem sie nicht von anderen Mitbewohnern, z. B dem Haushund, gestört wird. Gut geeignet ist ein erhöhter Platz auf der Anrichte oder einem „Katzentisch". Dass die Futternäpfe täglich gesäubert werden, versteht sich hoffentlich von selbst.

Bei Katzen, die überwiegend mit Trockennahrung versorgt werden, ist unbedingt auf genügend Trinkmöglichkeiten zu achten. In der Natur befindet sich der Trinkplatz einer Katze niemals direkt neben ihrem Futterplatz. Stellen Sie deshalb am besten mehrere Trinknäpfe an verschiedenen Plätzen auf. Manche Katzen lassen sich auch durch tropfende Wasserhähne oder kleine Springbrunnen zum Trinken animieren.

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Genau wie wir Menschen möchten auch Katzen einen Toilettenplatz, der immer zugänglich, sauber und sicher vor Übergriffen durch andere Katzen ist. Meistens reicht ein Klo pro Katze aus. Da die freilebende Katze aber niemals ihren Kot und ihren Urin an der gleichen Stelle absetzt, empfehle ich gegen Unsauberkeit immer den „Trend zum Zweitklo".

Katzen markieren ihr Revier durch Duft- und Kratzspuren. Deshalb gehört in jedes Katzenheim mindestens ein Kratzbaum an zentraler Stelle. Der sollte möglichst deckenhoch und so stabil sein, dass Ihre Katze richtig darauf herumtoben kann. Wer an Kratzmöbeln spart, muss das Geld später oft für die Erneuerung von zerfetzten Tapeten, ruinierten Ledersofas und herunter gerissenen Vorhängen ausgeben.

 

Wohnungskatzen brauchen und lieben Fensterplätze, die nie durch eine Jalousie ganz verschlossen werden sollten. Lassen Sie immer einen Spalt offen, damit Ihre Katze zu jeder Tages- und Nachtzeit hinausschauen kann. So kann sie zumindest ein bisschen am „wahren Leben" teilnehmen. Wer einen Balkon hat, sollte ihn unbedingt zum Katzenzimmer umfunktionieren! Aber Vorsicht: Geöffnete Fenster und Balkone können zur Todesfalle werden, wenn Schutzgitter und Netze fehlen. Auf glatten Fenstersimsen und Balustraden finden Katzen keinen Halt und rutschen ab. In Kippfenstern bleiben sie stecken und sterben elend.P1040356

Katzen sind neugierig und erkunden ihr Revier gerne bis in den letzten Winkel. Geben Sie Ihrer Katze immer ausreichend Gelegenheit dazu. Lassen Sie mal die eine mal die andere Schranktüre oder Schublade offen. Bringen Sie Pappkartons nicht in den Müll bevor Ihre Katze sie ausgiebig begutachtet hat. Nehmen Sie ihre Samtpfote auf einen Ausflug in den Keller oder auf den Dachboden mit.

Katzen und Zierpflanzen vertragen sich leider nicht. Pflanzen sind immer ein Gesundheitsrisiko, sofern es sich nicht um extra für Katzen ausgesuchte Sämereien wie Katzengras, Katzenminze, Thymian, Petersilie, Weizen, Hafer, Gras etc. handelt. Bei Magenproblemen oder aus Langeweile wird jede Wohnungskatze irgendwann von den vorhandenen Zimmerpflanzen kosten – und es wäre doch schrecklich, wenn sie sich dabei vergiften würde.

Gefährlich sind herumliegende Medikamente, unverschlossene Reinigungsmittel, offene Nähkästen, Wolle und Kordeln, Schnüre aller Art, auch Plastikbändel von Mülltüten. Sie werden von Katzen gerne bespielt und oftmals auch gefressen. Badewannen mit Wasser und offene Klodeckel sind ebenfalls tabu. Die Gefahr abzurutschen oder versehentlich hineinzufallen ist zu groß. Heiße Herdplatten sollten immer bedeckt sein, elektrische Kabel müssen manchmal versteckt sein. Der Weichmacher in der Kabelhülle übt auf manche Katzen magische Anziehungskraft aus.

Katzen sind liebenswerte Chaoten. Sie klauen klammheimlich das Fleisch vom Küchentisch. Sie springen wegen einer Fliege in die Vorhänge. Sie schenken ihren Haltern tote oder lebendige Beutetiere. Katzenstreu klebt an unseren bloßen Füssen. Hervorgewürgte Haare, erbrochenes Katzengras, Spielzeugmäuse im Bett und zerfetzte Manuskriptseiten können einen zur Verzweiflung treiben. Katzen rasen nachts durch unsere Betten oder werfen sich einem schnurrend aufs Gesicht. Sie jaulen zum Herzerweichen, wenn sie vor einer geschlossenen Tür stehen. Aber wenn sie uns mit ihren großen Augen anblinzeln, dann hatte der Dichter Rainer Maria Rilke dafür die richtigen Worte: „Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe, ich schwör's euch!„

Text und Fotos: Dr. Tjalda Saathoff

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Tjalda Saathoff
Über den Autoren Tjalda Saathoff
Dr. Tjalda Saathoff ist als Tochter eines Tierarztes in Esens nicht nur mit Kühen, Hunden, Pferden, Schweinen und einem ganzen Zoo von Kleintieren aufgewachsen, sie hat auch später immer mit Tieren - vor allem Katzen und Pferden - zusammengelebt. ...
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