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Die Fütterung des Tinkers

Tinker 1

Der Tinker, ob importiert oder in Deutschland geboren, scheint bedeutend sensitiver auf menschliche Fütterungs- und Haltungsfehler zu reagieren, als manch andere Rasse.

Der Tinker protzt bei extensiver Fütterung und artgerechter Haltung meist geradezu vor Gesundheit. Tinker, die mir in unseren Breitengraden vorgestellt werden, befinden sich leider allzu oft in keinem guten Gesundheitszustand: Gezeichnet von massiver allergischer Bronchitis bis hin zur Dämpfigkeit, therapieresistenter chronischer Mauke, Sommerekzem und weiteren allergischen Hauterkrankungen sowie von chronischem Durchfall, Kolik und Kotwasser. Dies sind die „gängigsten" Tinker Krankheiten in der Praxis.

Der Tinker, ob importiert oder in Deutschland geboren, scheint bedeutend sensitiver auf menschliche Fütterungs- und Haltungsfehler zu reagieren, als manch andere Rasse. Diese Sensitivität entspringt bereits aus der Vorgeschichte: Der Tinker, oder auch Irish Cob genannt, war ursprünglich das Pferd der fahrenden Kesselflicker in Großbritannien und Irland. Tinker sind robuste und leichtfuttrige Arbeitspferde, deren Futter karg und Bewegung ausgiebig war.

Der Tinker kam Anfang der 1990er Jahre als Freizeitpferd in Mode und war bis dato überhaupt nicht als Rasse registriert. Aus dem ehemaligen Arbeitspferd mit kargen Futter- und Lebensbedingungen wurde nunmehr oft ein gut gemästetes Boxenpferd mit wenig Bewegung und viel Futter bzw. mit für den Tinker zu mastigem Futter. Auch die Weidehaltung in unseren Breitengraden ist den ursprünglichen kargen Tinker Bedürfnissen meist in keiner Weise angemessen, da die Weiden oft aus Weidelgras, also sogenanntem Mastgras für Kühe, bestehen. Morgens und abends gibt's meist noch eine Scheppe Müsli oder Pellets zum Gras und ein synthetisches Mineralfutter, um die Fütterung zu komplettieren und der Werbung, die uns suggeriert ohne synthetisches Mineralfutter entständen schnell Mängel in der Fütterung, genüge zu tun. Der Mensch meint nun, alles richtig und optimal umzusetzen, unser Tinker indes wird zunehmend kranker. Er reagiert auf zu nährstoffreiches Gras mit Sommerekzem, Allergien, Hufrehe und Mauke, auf Boxenhaltung mit wenig Luft und qualitativ minderwertigem Rauhfutter bzw. Schimmelpilzbefall mit chronisch allergischer Bronchitis. Heulage und Silage führen oftmals zu Kotwasser und Durchfall, wie auch zu Magenproblemen und Koliken des Tinkers. Der Bewegungsmangel macht dem Stoffwechsel des Tinkers zusätzlich zu schaffen. Die Darmflora kommt mit Müsli, Pellets, zu mastigem Gras und synthetischen Zusätzen ebenso wenig zurecht, es entsteht die wohl häufigste Tinker Krankheit chronischer Durchfall mit massivem Kotwasser. Dabei meint der Tinker Besitzer, er mache alles perfekt, denn anhand einer ausgiebigen Fütterung und eines extra für Tinker, Isländer & Co. verabreichten synthetischen Mineralfutters können doch keinerlei Mängel entstehen und der Tinker ist bestens versorgt. Nein, dem ist nicht so!

Tinker 2

Der Tinker benötigt eine „weniger ist mehr" Fütterung mit kargen Weideflächen, viel Bewegung, natürliches und extensives Futter ohne Getreide und ohne synthetische Zusatzstoffe. Es ist nicht ausreichend, ein „Hafer freies" Müsli zu füttern, denn auch dies ist aufgrund der Haferfreiheit nicht Getreide und Zusatzstoff frei.

Tinker sind für mich die liebenswertesten Geschöpfe überhaupt und sind durch ihre Anhänglichkeit, ihren Charme und dieses regelrecht auf ihren Menschen fixiert sein, ganz besondere Pferde. Meine ersten Erfahrungen mit Tinkern waren jedoch leidvoll, schwer erkrankte und leidende Tinker erlebte ich täglich ab Ende der 90er Jahre sowohl in der tierheilkundlichen Praxis wie auch bei der Ausarbeitung von Haaranalysen. Damals fragte ich mich, was einen Menschen dazu veranlasste, sich ausgerechnet einen Tinker anzuschaffen, der doch so empfindlich auf viele Faktoren und kleinste menschliche Fehler in Fütterung und Haltung reagiert. Mit Kauf von Gustav, meinem Tinker, wusste ich es: Tinker sind etwas ganz Besonderes und mit anderen Pferden nicht wirklich vergleichbar, sie sind eben die besonders liebenswerten Tinker. Auch Gustav war natürlich nicht gesund, ich kaufte ihn mit chronischem und über viele Monate anhaltendem therapieresistentem Durchfall und massivem Kotwasser. Als er im Tierheilkundezentrum vom Hänger stieg, sah er aus, als hätte er im Durchfall gebadet. Die ersten Monate verzweifelte ich fast an seinem ständigen Kotwasser und Durchfall, ich probierte wirklich alles aus, was ausprobierenswert erschien, doch sein Kotwasser blieb uns viele Monate erhalten. Es dauerte längere Zeit und erforderte viel Geduld meinerseits, bis ich mit extensiver Pferdefütterung, speziellen Kräutermischungen und ein wenig Homöopathie einen Kotwasser und Durchfall freien Gustav bekam. Mein zweiter Tinker, Osman, den wir ein Jahr später kauften, hatte glücklicherweise keinerlei Probleme und ist auch bis heute kerngesund geblieben, da er von Geburt an vernünftig bzw. Tinker gerecht gefüttert und gehalten wurde; sprich extensiv und karg. Beide sind sogenannte Importpferde aus England bzw. Irland.

Gustav & Osman erfreuen sich heute bester Gesundheit, da auf ihre Bedürfnisse optimal eingegangen wird: Sie haben ganztätig bzw. im Sommer 24-Stunden großflächige karge und extensive Weideflächen zur Verfügung. Um besser mit unseren vielfältigen Umweltbelastungen umgehen zu können, die Ausscheidung und Entgiftung zu fördern, wie auch vorbeugend bezüglich der Veranlagung zu Magen- und Darmproblemen und Hautproblemen bekommen sie ein natürliches Mineralfutter, welches speziell für Tinker, in diesem Falle ursprünglich für Gustav und Osman, durch das Tierheilkundezentrum entwickelt wurde.  Diese speziellen Kräuter für Tinker versorgen natürlich und somit optimal verstoffwechselbar mit Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen und enthalten keinerlei Zusatzstoffe und synthetische Beimengungen. Da insbesondere Tinker auch besonders sensitiv auf Toxine und Pestizide reagieren, entsprechen die Tinker Kräuter des Tierheilkundezentrums Europäischer Arzneibuch-Qualität, somit sind Pestizide und Toxine durch strengste Prüfung auf 395 verschiedene Giftstoffe ausgeschlossen. Dies ist bei Kräutern nicht die Regel, jedoch gibt mir dieser Prüfungsstandard das „gute Gefühl", meine Tinker wirklich optimal zu versorgen und nicht aus Unwissen bei ungeprüfter Ware eventuell enthaltene Giftstoffe zu füttern.

Tinker 3

Auf natürliche Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine sollte selbstverständlich auch bei Tinkern nicht verzichtet werden, denn auch Tinker benötigen diese, jedoch in natürlicher und somit für Tinker verwertbaren Darreichungsform, nicht als synthetisch zugesetzte Stoffe. Synthetische Zusatzstoffe, wie künstliche Vitamine, Mineralien und Spurenelemente können das Verdauungssystem von Tinkern empfindlich stören. Auch entwickeln zahlreiche Tinker allergische Reaktionen auf synthetische Zusatzstoffe.

Komplex wirkt auch das Zusammenwirken der einzelnen synthetischen Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente untereinander. Durch künstliche Überschüsse eines Stoffes, wird ein Mangel anderer erzeugt, obwohl dieser im Mineralstofffutter ausreichend vorhanden ist.

Außerhalb der Weidesaison bzw. nach dem reiten bekommen unsere Tinker zusätzlich das Pony Futter des Tierheilkundezentrums. Auch dieses ist komplett Getreide frei, Zucker frei und frei von noch so gearteten synthetischen Zusätzen. Wie manifestiert die Meinung in unseren Köpfen ist, dass Pferde und Ponys im allgemeinen Kraftfutter benötigen, zumindest dann, wenn sie geritten werden, kann ich täglich immer wieder neu erleben. Ständig werde ich gefragt, ob denn Nehls Pony Futter ausreichend sein kann bei Pferden und Ponys, die gearbeitet werden. Auch hierzu kann ich Gustav und Osman als gutes Beispiel benennen: Beide werden zur Zeit angeritten bzw. geritten und beide sind mit ihrer, besser gesagt, durch ihre Fütterung topp fitt und erfreuen sich bester Kondition. Der Muskelaufbau funktioniert problemlos und die Tinker haben großen Spaß an der Arbeit.

Meiner Erfahrung nach macht Getreide Tinker müde statt munter und krank statt gesund. Es ist ein Aberglaube, dass gearbeitete Tinker Kraftfutter benötigen, um Muskulatur und Kondition aufzubauen, das Gegenteil ist der Fall. Nicht nur meine eigene Erfahrung mit Tinkern spricht hierfür, sondern auch die zahlreicher Tinker Besitzer mit ehemals krank gefütterten Tinkern, die im Tierheilkundezentrum Hilfe suchten und deren Tinker sich heute wieder eines beschwerdefreien Lebens und bester Gesundheit erfreuen.

Im Grunde ist es ganz einfach, den Tinker gesund zu erhalten bzw. gesund werden zu lassen: Man muss lediglich auf seine Bedürfnisse Rücksicht nehmen und darf es nicht „zu gut" meinen!

Claudia Nehls
Über den Autoren Claudia Nehls
Claudia Nehls ist Tierheilpraktikerin aus Überzeugung. Sie heilte einst ihr eigenes, von Tierärzten aufgegebenes Pferd mit homöopathischen Mitteln. Begeistert absolvierte sie daraufhin gleich zwei Studiengänge der Tierheilkunde: Ein Direkt- und p ...
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